Anfang April gastierte Sid Meier im Rahmen einer Promotour in Düsseldorf. GamesMarkt.de sprach mit der Entwicklerlegende, Mitglied der "Hall of Fame" der AIAS sowie Mitbegründer und Chairman von Firaxis, über künftige Projekte sowie die Entwicklung des PC-Spielemarkts.

GamesMarkt.de: Wie oft hat sich "Civilization III" verkauft?

Sid Meier: Oh, ich denke ungefähr 500.000 Mal weltweit. Wie oft genau in Deutschland, kann ich Ihnen nicht sagen.

GM: Haben Sie diese Zahlen erwartet?

Meier: Bei Computerspielen können Sie niemals voraussagen, wie die Produkte schließlich laufen werden. Die Kommentare der Fans lassen nach dem Release die ersten Zahlen erahnen. Wenn wir ein gutes Spiel programmieren, dann hoffen wir, dass die Fans es auch annehmen und kaufen. "Civilization" hat natürlich den Vorteil einer starken Marke.

GM: "Civilization" ist eines der bekanntesten PC-Strategiespiele weltweit. Was macht die Marke so einzigartig?

Meier: "Civilization" ist eines der ersten Strategiespiele, ein echtes Original. Wir hatten bis heute über zehn Jahre Zeit nachzudenken, was ein gutes Strategiespiel ausmacht und wie wir unsere Marke erweitern können. Dazu nutzen wir nicht nur unsere eigenen Ideen, sondern auch die unserer Spieler. Wir haben niemals unseren Fokus auf das eigentliche Gameplay verloren. Es freut uns sehr, dass auch andere Menschen Freude an unserem "Civilization" haben. Es ist einfach ein wirklich gutes Strategiespiel.

GM: Wie geht es jetzt mit "Civilization" weiter?

Meier: Ein Spiel wie "Civilization III" bietet viele Möglichkeiten, Features nachzureichen. Wie gesagt, wir richten uns nach den Wünschen unserer Fans. Und zurzeit haben sie den Wunsch, eigene Szenarien zu entwerfen. Darum arbeiten wir an Karten- und Szenarioeditoren sowie an Tools, um die Regeln des Spiels individuell gestalten und eigene Einheiten entwerfen zu können. Auch danach werden wir machen, was sich die Spieler wünschen. Wollen sie eine Konsolenversion oder ein Multiplayerspiel, dann werden sie es auch bekommen. Gerade über Letzteres haben wir uns schon verstärkt Gedanken gemacht, endgültig entschieden ist jedoch noch nichts. Im Moment konzentrieren wir uns auf die Szenario- und Editingtools.

GM: Welche Pläne haben Sie unabhängig von "Civilization"?

Meier: Wir haben gerade erst mit "SimGolf" eine völlig andere Art von Spiel veröffentlicht. Im Augenblick arbeiten wir an der Lokalisation für Europa. Ansonsten wünschen wir uns für die Zukunft eine gute Zusammenarbeit mit unseren Publishern Infogrames und Electronic Arts.

GM: Infogrames hält ja auch die Rechte an Ihren "alten" Microprose-Spielen...

Meier: Ja. Viele Spieler fragen uns aus, warum wir nicht eine neue Version von einem dieser Spiele machen. Sie sehen, es gibt sehr viele Optionen. Wie haben mehr Ideen als Zeit. Aber ich kann versprechen, dass wir auch künftig einige großartige Spiele entwickeln werden.

GM: In diesem Jahr hat auch in Deutschland der Kampf der drei großen Konsolen begonnen. Wer wird das Rennen machen?

Meier: Es ist wirklich spannend, den Konsolenkrieg, der in den USA ja bereits begonnen hat, zu beobachten. Als Spieler, der gern Konsolengames spielt, freue ich mich natürlich, drei fantastische Geräte zur Auswahl zu haben. Wir PC-Designer lernen auch viel von Videospielen. Beispielsweise, wie man ein einfaches Interface programmiert oder ein Spiel leicht zugänglich macht. Welche Konsole jedoch das Rennen machen wird, kann ich nicht sagen. Als Gewinner steht für mich aber der Spieler fest. Ihm stehen dank der Konkurrenz der Konzerne die besten Technologien und Spiele zur Verfügung.

GM: Bringt die Xbox die Entwicklung von PC- und Konsolenspiel näher zusammen?

Meier: Die Xbox ist für mich eine reine Konsole. Es gibt keine großen Überschneidungen zwischen PC- und Videospielen. Auch die Xbox funktioniert nur im Zusammenhang mit einem Fernseher; der Spieler hat weder Keyboard noch Maus zur Verfügung. Vielleicht kann die ähnliche Technologie das in Zukunft ändern.

GM: Was macht für Sie den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Spiel aus?

Meier: Es gibt da einen ganz markanten Unterschied. Das gute Spiel findet größtenteils in der Vorstellung statt; es macht den Spieler zu einem Teil von sich. Nach dem Ausschalten denkt er nach, was wohl passiert wäre, wenn er anders reagiert hätte. Ein schlechtes Spiel schauen Sie sich an wie einen Film oder eine Fernsehshow. Es fesselt einfach nicht.

GM: Was spielen Sie im Moment am liebsten?

Meier: Mein aktuelles Lieblingsspiel ist "Gran Tourismo 3" auf der PS2. Aber es gibt so viele gute Spiele, "Age of Empires" ist auch eins davon. Genau wie "Die Sims", "Rollercoaster Tycoon" und viele mehr.

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