Kooperation statt Konfrontation ist das Gebot der Stunde
Ob der Beitritt von Wargaming und Yager zum BIU ein Meilenstein für die diesjährige Weiterentwicklung des Verbands darstellt, wie der BIU heute suggeriert, sei mal dahingestellt. Um eine Nachricht von großer symbolischer Bedeutung handelt es sich aber allemal. Dazu ein Kommentar von Harald Hesse, Chefredakteur GamesMarkt.
Jetzt also auch Wargaming und Yager Development! Nach den Beitritten von Gameforge, Goodgame, InnoGames, Kalypso, ProSiebenSat.1 Games (bzw. SevenGames in spe), Square Enix, upjers und Wooga im letzten Jahr kann sich der BIU seit dem 1. Januar 2015 mit weiteren namhaften Neuzugängen schmücken.
Besonderes Gewicht erhält diese Nachricht allerdings weniger aus dem reinen Sachverhalt, dass sich zwei Unternehmen nach Abwägung aller Pros und Cons für eine bestimmte Interessenvertretung entschieden haben. Besonderes Gewicht erfährt sie vor allem dadurch, dass die beiden Galionsfiguren der zwei Neuen - namentlich Tom Putzki (Wargaming) und Timo Ullmann (Yager) - zu den Pionieren der deutschen Gamesindustrie zählen. Vor fast genau 10 Jahren gehörten sie dem 16-köpfigen Initiatorenkreis an, der am 6. März 2004 in Berlin den G.A.M.E. - Bundesverband der Entwickler von Computerspielen gegründet hat. Tom Putzki war sogar dessen erster Vorstandsvorsitzender, Timo Ullmann einer der ersten Vorstände.
Erst dadurch und vor dem Hintergrund der Anfang letzten Jahres geplatzten Verbandsfusion erlangt diese Nachricht ihre besondere symbolische Bedeutung. Dass ihr BIU-Beitritt bei dem einen oder anderen Weggefährten der beiden wie ein Schlag ins Kontor wirkt oder sogar als persönlicher Affront gewertet werden dürfte, ist nicht ganz auszuschließen. Eine zunehmende Verhärtung der ohnehin schon bestehenden Fronten zwischen BIU und GAME, wäre allerdings das Letzte, was die Branche derzeit braucht.
Insofern stünde es dem BIU gut zu Gesicht, bei derlei Vorgängen ein wenig mehr Feingefühl walten zu lassen, bevor er wieder gebetsmühlenartig sein "Selbstverständnis als Verband der gesamten Computer- und Videospiel-Branche" propagiert. Und eingeschworene GAME'ler sollten ihr Mütchen kühlen, falls derlei Beitrittsmeldungen die gerade frisch vernarbten Wunden wieder aufzureißen drohen. Dass die anvisierte Verbandsfusion gescheitert ist, ist nun einmal Fakt; und dass sich ungebundene Kräfte aus individuellen Gründen für oder gegen eine Interessenvertretung entscheiden können, ihr gutes Recht.
Ob die historisch begründete Doppelstruktur der Verbände gegenwärtig überholt ist oder sinnvoll erscheint, mag alles richtig sein, tut aber nichts zur Sache. Vielmehr stehen beide Verbände und ihre Mitgliedschaften vor denselben Herausforderungen (Förderung des Spielestandorts Deutschland, digitaler Verbraucherschutz etc). Deshalb kann die Devise nur lauten: Kooperation statt Konfrontation - zumal sich die deutsche Computer- und Videospielbranche in ihrer Gesamtheit erst durch die von BIU und GAME repräsentierten Mitgliedsunternehmen konstituiert.
Harald Hesse
Chefredakteur GamesMarkt