Embracer-Restrukturierung auf der Zielgeraden: Verkäufe, Entlassungen und mehr Umsatz
Die Embracer Group öffnet ihre Bücher: Das Restrukturierungsprogramm befindet sich auf der Zielgeraden. Seit Ende Dezember 2022 wurden über 1.000 Mitarbeitende entlassen und über 20 Projekte abgeschrieben. Größere Veräußerungsprozesse seien in einem fortgeschrittenen Stadium. In Zukunft wolle man selektiver sein.
Die Embracer Group hat ihren aktuellen Geschäftsbericht (Q3 23/24) vorgelegt. Von Oktober bis Dezember 2023 stieg der Nettoumsatz um vier Prozent auf 12,050 Milliarden SEK, etwa 1,07 Milliarden Euro, bei einem negativen organischen Wachstum von vier Prozent.
Die Umsatzaufteilung nach Geschäftssegmenten sieht so aus: - PC/Konsolenspiele: minus fünf Prozent auf 3,379 Milliarden SEK, rund 300 Millionen Euro - Mobile Games: plus vier Prozent auf 1,642 Milliarden SEK, knapp 146 Millionen Euro - Tabletop-Spiele: plus sieben Prozent auf 4,425 Milliarden SEK, ungefähr 393 Millionen Euro - Entertainment & Services: plus zwölf Prozent auf 2,604 Milliarden SEK, etwa 231 Millionen Euro
Das EBIT belief sich auf 273 Millionen SEK, knapp 24,2 Millionen Euro, was einer EBIT-Marge von zwei Prozent entspricht. Das bereinigte EBIT stieg um sieben Prozent auf 2,150 Milliarden SEK, rund 191 Millionen Euro, was einer bereinigten EBIT-Marge von 18 Prozent entspricht. Die Unternehmensgruppe bekräftigt die Prognose für das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem bereinigten EBIT von sieben bis neun Milliarden SEK, zwischen 621 und 797 Millionen Euro.
Von April bis Dezember 2023 stieg der Nettoumsatz um 18 Prozent auf 33,331 Milliarden SEK, rund 296 Millionen Euro. Das EBIT belief sich auf -141 Mio. SEK, ungefähr -12,5 Millionen Euro, was einer EBIT-Marge von +/-0 Prozent entspricht. Das bereinigte EBIT stieg um drei Prozent auf 5,637 Milliarden SEK, knapp 500 Millionen Euro.
Group-CEO Lars Wingefors bezeichnet das Quartalsergebnis als stabil. Es lag leicht über den Erwartungen des Managements, angetrieben durch das Brettspiele-Geschäft von Asmodee, Middle-earth Enterprises und die Mobile-Sparte. Wingefors schätzt, dass sie beim bereinigten EBIT das untere Ende der Prognosespanne des Geschäftsjahres erreichen werden. "Wir sind auf einem guten Weg zu den Investitions- und Betriebskostenzielen, die in dem im Juni 2023 angekündigten Restrukturierungsprogramm festgelegt wurden, da wir uns dem letzten Abschnitt des Programms nähern, der sich sowohl auf mögliche Veräußerungen als auch auf Konsolidierung konzentriert", so der CEO. Einige größere "strukturierte Veräußerungsprozesse" würden sich in einem fortgeschrittenen Stadium befinden. "Bestimmte Unternehmen könnten eine Umstrukturierung einleiten, bevor eine Veräußerung angekündigt wird", heißt es weiter. Konkrete Firmennamen wurden nicht genannt. Gearbox gilt unter der Hand als ein Kandidat für einen Verkauf und auch für Piranha Bytes wird ein Käufer gesucht.
Ziel sei es, den Shareholder-Value zu maximieren. "Es ist unwahrscheinlich, dass wir das Ziel des Restrukturierungsprogramms, die Nettoverschuldung bis zum 31. März auf unter acht Milliarden SEK zu senken, erreichen werden. Bestimmte Desinvestitionen könnten die Nettoverschuldung nach dem 31. März 2024 erheblich reduzieren", so Wingefors. In Hinblick auf weitere Umstrukturierungen innerhalb der vier Geschäftsbereiche hebt der CEO vor allem das PC/Konsolenspiele-Segment hervor. Hier gebe es Raum für "finanzielle Verbesserungen". Wingefors meint, dass es vier operative Gruppen im PC/Konsolenspiele-Segment geben würde, die negative Zahlen schreiben. Dieses Segment umfasst die sieben Sparten: THQ Nordic, Plaion, Amplifier Game Invest, Gearbox Entertainment, Saber Interactive, Coffee Stain und Crystal Dynamics - Eidos. In diesem Bereich arbeiten 9.755 Mitarbeitende.
Seit Beginn des Restrukturierungsprogramms hat die Embracer Group rund acht Prozent der Belegschaft weltweit abgebaut. Ende Dezember 2023 waren es 15.218 Mitarbeitende, Ende Dezember 2022 noch 16.243, Ende März 2023 16.601. Konkrete Angaben zum Stellenabbau bei den Studios wurden nicht gemacht, auch nicht zu Piranha Bytes oder Black Forest Games, wobei der Bericht über die Schieflage von Piranha Bytes und der Stellenabbau bei Black Forest Games auch streng genommen nicht in den Berichtszeitraum fallen. Die Streichungen bei Deep Silver Fishlabs hingegen schon. Ende Dezember 2023 waren bei der Embracer Group insgesamt 179 Gamesprojekte in Entwicklung, ein Jahr zuvor waren es noch 224. Im dritten Quartal wurden sieben, hauptsächlich unangekündigte, Projekte bei Plaion, THQ Nordic und Gearbox abgeschrieben, sodass insgesamt 22 Games im laufenden Geschäftsjahr abgeschrieben wurden.
"Wir freuen uns auf die Zukunft und haben in den kommenden zwei Jahren eine beachtliche Anzahl neuer Games in der Pipeline. In den letzten Jahren haben wir strategische Investitionen in ein beschleunigtes organisches Wachstum getätigt. Dadurch ist ein Ungleichgewicht zwischen Investitionen und abgeschlossener Gamesentwicklung entstanden, das wir nun mit unserem Restrukturierungsprogramm beheben", erläutert Wingefors. "Unsere bisherigen konkreten Umstrukturierungsmaßnahmen werden sich voraussichtlich ebenfalls positiv auf unsere Kapitalrendite auswirken. Mit Stand vom 3. Quartal haben wir einen gewichteten durchschnittlichen ROI von etwa 2,2 über alle unsere Spieleveröffentlichungen. Für die Titel von Studios, die wir inzwischen geschlossen haben, sowie für Spiele von Drittanbietern, an denen wir nicht beteiligt sind, liegt die Kapitalrendite bei etwa 1,0. Bei allen anderen Games liegt die Kapitalrendite bei etwa 3,2."
Die Embracer Group wird in Zukunft auch weiter Games von Drittanbietern veröffentlichen, dabei aber wesentlich selektiver vorgehen. Das zukünftige Portfolio wird sich mehr auf etablierte, eigene IPs und Studios konzentrieren, von denen sie überzeugt sind, dass sie eine bessere Prognostizierbarkeit sowie einen höheren ROI und eine höhere Rentabilität bieten werden.
Die wichtigsten Umsatzträger unter den Neuerscheinungen im dritten Quartal waren "Hot Wheels Unleashed 2: Turbocharged", "Risk of Rain Returns" und "Arizona Sunshine 2". "Hot Wheels Unleashed 2" blieb leicht hinter den Erwartungen zurück, was teilweise auf ein überfülltes Releasefenster zurückgeführt wird. "Risk of Rain Returns" übertraf die Erwartungen, "Arizona Sunshine" blieb leicht darunter. "Wildcard Football" erfüllte die Erwartungen nicht und leistete nur einen begrenzten Umsatzbeitrag. Auch bei "Payday 3" läuft es noch nicht rund. Im aktuell laufenden Quartal werden das THQ-Nordic-Trio "Alone in the Dark", "Outcast - A New Beginning" und "South Park: Snow Day!" veröffentlicht sowie "Expeditions: A Mudrunner Game", "Tomb Raider I-III Remastered", "Deep Rock Galactic: Survivor", "Lightyear Frontier" und "Goat Simulator 3" auf Steam. "Homeworld 3" ist nach Demo-Feedback auf den 13. Mai 2024 verschoben worden. Amplifier Game Invest tritt nach mehreren Jahren der Investition in eine Release-Periode ein, beginnend mit "Lightyear Frontier" und weiteren Games, die in den nächsten zwölf Monaten folgen werden.
Im Mobile-Bereich verzeichnete Easybrain ein organisches Wachstum im mittleren einstelligen Bereich, während Deca Games (einschließlich CrazyLabs) aus Berlin ein deutlich negatives organisches Wachstum verzeichnete, was auf eine Umstellung des Geschäftsmodells und einen verstärkten Fokus auf Rentabilität und Cashflow zurückzuführen ist. Auch die Anzahl der MAUs und DAUs ging im Jahresvergleich zurück, teilweise bedingt durch einen Wechsel zu einem Genre mit kleinerer Userbasis, aber besserer Bindung und Monetarisierung. Die Verlagerung von CrazyLabs auf das Hybrid-Casual-Genre wurde durch "Alien Invasion" beschleunigt, das sich stärker als erwartet entwickelt hat.
Im Bereich Entertainment & Services stieg der Umsatz um zwölf Prozent, was hauptsächlich Plaion Partner Publishing & Film zugeschrieben wird, denn Plaion hatte einen "bemerkenswerten" Shooter vertrieben, gemeint ist "Call of Duty: Modern Warfare III". Ebenfalls wurden unerwartete hohe Lizenzeinnahmen mit der Der-Herr-der-Ringe-Lizenz erzielt, durch das Magic-the-Gathering-Set "Der Herr der Ringe: Geschichten aus Mittelerde", die konstante Performance des Filmkatalogs von Warner Bros. und dem Spiel "Der Herr der Ringe: Rückkehr nach Moria" vom externen Lizenznehmer North Beach Games. Die Performance des Games entsprach den Erwartungen des Managements.