"Wir haben nicht das Budget, den Ausfall der Bundesförderung vollumfänglich zu kompensieren", sagt Helge Jürgens, Geschäftsführer der New-Media-Förderung beim MBB. Das MBB hatte kürzlich erstmals die weggefallene Gamesförderung des BMWK ausgeglichen. Mehrere Studios zögen aus Mangel an Finanzierungsalternativen bereits ihre Anträge auf Landesebene zurück.

In der aktuellsten Fördermitteilung des Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB) steckt eine Besonderheit: Zum ersten Mal wurde ein Projekt, das bereits zuvor Förderung vom MBB erhalten hatte, in der gleichen Kategorie erneut gefördert – mit der Begründung, dass das Projekt aufgrund des Antragsstopps der Bundesförderung seine finanzielle Aufstellung ändern musste. Die Rede ist von "The Palace of a Thousand Curses" von Scruffy Dog Games, das eigentlich bereits in der Aprilrunde der MBB 53.000 Euro Entwicklungsförderung erhalten hatte. Im Juli schließlich war das Projekt erneut unter den Geförderten: Ebenfalls in der Kategorie Entwicklungsförderung mit 88.000 Euro. Grund dafür war, dass Scruffy Dog Games den ersten Antrag zurückgezogen hatte, da die 53.000 Euro ohne Bundesförderung nicht gereicht hätte.

Auf Anfrage GamesMarkts erklärt Helge Jürgens, Geschäftsführer der New-Media-Förderung des MBB, wie es zu der besonderen Fördersituation kam. "Das Projekt 'The Palace of a Thousand Curses' musste aufgrund des Stopps der Computerspieleförderung des Bundes seinen ursprünglichen Finanzierungsplan anpassen. Der Antragsteller Scruffy Dog Games hat deshalb in enger Absprache mit dem Medienboard erneut beim MBB die Förderung eingereicht. Wir haben unsere bestehenden Möglichkeiten ausgeschöpft und das Projekt mit einer höheren Summe als zunächst geplant, ausgestattet. Wir freuen uns, dem Team damit die Grundlage zu liefern, an ihrem Spiel weiterzuarbeiten und hoffentlich erfolgreich zu releasen.”"

Jürgens sieht ein Problem für kleinere Studios, wie es sie in Berlin-Brandenburg oft gibt, die durch den Wegfall der Bundesförderung nicht mehr auf das eng verzahnte System aus Bundes- und Landesförderungen zugreifen können. Der eben erst aufgefangene Fall von Scruffy Dog Games sei dabei bei weitem kein Einzelfall, manche Studios zögen aktuell sogar ihre Anträge auf Landesförderung zurück, weil das Finanzierungskonzept nun nicht mehr tragbar sei. "Gerade für die vielen kleineren und mittleren Gamesstudios, von denen die Berlin-Brandenburger Gamesszene stark geprägt ist, ist eine Förderung oft der Sprung zum nächsten Entwicklungsschritt und damit elementar entscheidend, ob ein Projekt realisiert wird oder nicht. Viele Studios, die bereits ein Stück weit mit der Konzeptionierung ihres Spiels in Vorleistung gegangen sind und mit Mitteln der Bundesförderung geplant haben, stehen durch den Wegfall eben dieser vor einem Finanzierungsdilemma. Wir können als MBB nur im Rahmen der Möglichkeiten eines Länderförderers unterstützen und dazu beitragen, dass Spiele, die bereits in Planung sind, auch umgesetzt werden können. Wir haben jedoch nicht das Budget, den Ausfall der Bundesförderung vollumfänglich zu kompensieren. Der Fall von Scruffy Dogs ist kein Einzelfall, wir beobachten vermehrt, dass Teams, die nun ihren Finanzierungsplan umstellen müssen, ihren Antrag entweder zurückziehen oder mit geringeren Herstellungskosten sowie neuem Finanzierungsplan und geänderter Fördersumme neu beantragen."

Für den Standort Berlin-Brandenburg bedeutet diese Doppelbelastung aus Fördern und Auffangen eine "Vollbremsung", so Jürgens. Auf ganz Deutschland bezogen sieht er die Verzögerung geförderter kleiner Studios, die hier in Gang gesetzt wird, als deutlichen Standortnachteil.  "Qualitativ und quantitativ ist das Antragsvolumen der Projekte für eine Förderung größer, als die Fördermöglichkeiten des Medienboard und wirtschaftlich gesehen ist es eine Vollbremsung für den Wachstumsmarkt Games in der Capital Region. "Es entsteht auch ein Standortnachteil, denn die Konkurrenzfähigkeit mit anderen Entwicklerstandorten wird durch ein unzuverlässiges Fördermodell, mit dem sich nicht langfristig planen lässt, nachhaltig geschwächt. Die Voraussetzungen sind gleichermaßen für ansässige Gamesstudios keine guten, als auch für solche, die in Betracht ziehen, sich in Deutschland anzusiedeln."

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Written by

Pascal Wagner
Pascal Wagner is Chief of Relations of GamesMarket and Senior Editor specialised in indie studios, politics, funding and academic coverage.