Hessische Regierung will Tax Credits, Designfachkräfte und Events
Der Koalitionsvertrag der CDU-SPD-Koalition in Hessen zeugt von wenig Verständnis von Games als Kreativgut, hat aber konkrete Pläne für wirtschaftliche Förderung vorzuweisen. Tax Credits will Hessen im Bundesrat durchsetzen, vorhandene Kleinförderungen sollen in einem neuen Dachlabel zusammenlaufen. Beim E-Sport kommt jedoch Verwirrung auf.
Eigentlich wollten CDU und SPD in Hessen ihren am Mittwoch im Wortlaut fertiggestellten Koalitionsvertrag noch nicht öffentlich sehen. Doch nach einem Leak in der Nacht ist der Entwurf bereits öffentlich. Dieser deckt auch Games ab, sorgt aber dabei für einige Verwirrung.
“Die Kreativwirtschaft – hierbei explizit neben der Film- auch die Games-Branche – gehört in Hessen zu den stark wachsenden Wirtschaftszweigen”, konstatiert der Entwurf. Man wolle das in der zukünftigen Legislaturperiode fördern und “dabei ein besonderes Augenmerk auf die Nachwuchs- und Hochschulfilmförderung legen.” Bereits im Nachsatz fallen Games also bereits wieder heraus und nur der Hochschulfilm wird genannt - obwohl die Games-Studiumsinfrastruktur in Hessen von Förderung durchaus profitieren könnte.
Zur Förderung von Games bleibt der Vertrag schwammig. “Wir werden das Förderprogramm „Games made in Hessen“ ausbauen und weiterentwickeln”, so der im Wesentlichen einzige Halbsatz dazu. Amüsant: Besagtes Programm ist unter diesem Namen noch nicht aktiv, stattdessen sammelt Hessen darunter das Programm Hessen Serious Game, das seit 2022 452.000 Euro an Entwicklungsfirmen ausgeschüttet hat, einzelne, wenig beworbene Projekte wie den Wissenschafts- und Technologietransfer Serious Games der TU Darmstadt und zahlreiche weitere Fördermaßnahmen zur Kultur- und Kreativwirtschaft aus unterschiedlichen Fonds wie Digitales Hessen oder dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Auf Anfrage GamesMarkts flossen hier laut hessischem Wirtschaftsministerium in den Jahren 2017 bis 2019 1,2 Millionen Euro in die hessische Gamesbranche.
Gesondert erwähnt werden außerdem die Vernetzungsaktivitäten des Bundeslandes in Form von Messeständen und Events. “Wir führen die finanzielle Förderung für Vernetzungsaktivitäten fort, insbesondere zur Vernetzung der Design- und Gamesbranche. Werbung für den Standort Hessen im Rahmen von Messeauftritten wollen wir gemeinsam mit der Branche intensivieren. Die Sichtbarkeit der Branche in Hessen wollen wir auch weiter international unterstützen.” Im Rahmen der bisherigen Förderverhältnisse ist Hessen hier bereits gut aufgestellt: Für den gamescom-Stand 2023 hatte Hessen 17.850 Euro investiert, auch die landeseigene Frankfurter Buchmesse wurde mit einem Gamingstand unterstützt. Die German Dev Days, ebenfalls in Frankfurt, finanzierte der Staat Hessen in diesem Jahr mit 30.000 Euro mit, und sowohl die GameDays der Hochschule Darmstadt als auch das interdisziplinäre IT-Treffen Node+Code Meetups erhielten 21.000 respektive 24.000 Euro vom Bundesland. Zwar macht die hessische Gamesförderung keine großen Schritte, doch als wichtiges Land für Design- und IT-Berufe will sich der Staat damit durchaus positioniert sehen. Der Koalitionsvertrag scheint diese Richtung beizubehalten.
Beim E-Sport wird es seltsam, denn der Koalitionsvertrag wirft ihn mit der Gamesbranche zusammen. “Die Games-Branche hat viele wirtschaftliche, innovative und kulturelle Potentiale für unser Land und besitzt in seiner kompetitiven Variante eine ebenso integrative und inklusive Kraft wie der etablierte Sport. Videospiele werden unter den höchsten technischen Standards entwickelt und benötigen hochqualifizierte Fachkräfte verschiedenster Berufszweige, deren Fähigkeiten auch in anderen wichtigen Bereichen, wie bspw. Luft- und Raumfahrt, Cybersicherheit oder dem Informationssektor benötigt werden.” Unklar, ob CDU und SPD hier nicht verstanden haben, dass Entwicklungsstudios und Games-Infrastruktur nicht automatisch auch professionelle E-Sport-Spieler:innen ausmachen oder produzieren. Dennoch finden sich bezogen auf den E-Sport auch konkrete Maßnahmen im Vertrag wieder. “Wir schaffen zusammen mit dem Landessportbund Hessen und relevanten Akteuren ein Förderangebot für den E-Sport, das Medienpädagogik und Gesundheitsförderung als integrale Bestandteile aufnimmt.” Auch zur Gemeinnützigkeit will sich Hessen positiv äußern, sie unterstützen, so der Wortlaut, “den organisierten E-Sport in seinen Bestrebungen zur Gemeinnützigkeit (innerhalb bestehender Vereinsstrukturen).”
Zu guter Letzt will sich Hessen für eine Initiative im Bundesrat einsetzen, die “die Förderung der Games-Branche in Deutschland in Richtung einer vergleichbaren steuerrechtlichen Regelung mit den anderen europäischen Staaten bringt”. Die Koalition schlägt also in dieselbe Kerbe wie zahlreiche Branchenvertreter:innen, der game-Verband und zuletzt auch die Evaluation der Gamesförderung. Dazu hatte sich der game, der in der letzten Woche erst offiziell den Landesverband integriert hatte, noch gestern bereits lobend geäußert. “Ein starkes Zeichen: Hessen will sich für die Games-Förderung im Bundesrat einsetzen. Auch insgesamt wollen CDU und SPD mit ihrem Koalitionsvertrag Games in Hessen endlich stärker voranbringen, ob mit dem Ausbau der Förderung oder mehr Ausbildung von Fachkräften. Auf dieses positive Signal hat die Branche vertreten durch game Hessen lange gewartet. Wir freuen uns auf die Umsetzung!”, kommentierte Felix Falk, Geschäftsführer des game.